Über

Christof Martin liebt moderne Technik, ist fasziniert von den heutigen Möglichkeiten der Bildbearbeitung. Sein Ausgangsmedium ist die Digitalfotografie. Wie sein Bruder, so ist auch er viel auf Reisen. Er besucht die großen Metropolen Amsterdam oder Oslo, findet Urban Spaces aber auch unmittelbar in seiner Heimat, in Kaiserslautern, Ludwigshafen oder auch in Dahn.
In seinen Arbeiten begegnen wir immer wieder alltäglichen Situationen mit ganz unerwarteten, eigenen Bildlösungen. Bei seinen fotografischen Streifzügen Christof Martin mit wachem Auge auf Motivsuche: In seinen U-Bahn – Bildern führt er unseren Blick entlang der Bauten und Gleise direkt in die Tiefe. Ein Foto zeigt uns die U-Bahn Station am Alexanderplatz im Herzen von Berlin. Genauso faszinieren uns seine Fotos mit Architekturen und Stimmungen in seinem Heimatbahnhof Kaiserslautern. Die Bahnhöfe sind Menschenleer. Als Fotograf kann Christof Martin geduldig warten bis der rechte Moment gekommen ist. Über seiner Arbeitsweise äußert er sich folgendermaßen: “ Zu Stoßzeiten bringen die Züge viele Menschen – diese strömen rasch hinweg. Erst wenn der Platz menschenleer ist, wird fotografiert.“
In der Ausstellung entdecken wir weitere spannende Fotomotive: So beispielsweise eine Tankstelle in Kaiserslautern. Sie ist menschenleer, einsam in nächtliches Licht getaucht. Diese banale technische Konstruktion könnte überall sonst auf der Welt zu finden sein. In dem Foto von Christof Martin bekommt sie etwas allgemein Gültiges, Wesentliches, eine magisch- geheimnisvolle Aura.
Christof Martin reizen auch abgelegenen Gegenden, verlassene aufgegebene Orte, sogenannte lost places. In einem Foto sehen wir breit in die Landschaft gebaut die Ruine eines großen alten Sanatoriums im lettischen Riga. Hierbei erleben wir die besondere Aura, die ein Lost Place haben kann. Lost Places haben keinen Nutzwert mehr, werden nicht mehr gepflegt. „Sie sind nicht schön aber ehrlich“ sagt der Fotograf. Der allmähliche Verfall eines einst von Menschen bewohnten Ortes wird von Christof Martin in derartigen Fotos in Schönheit transformiert.
In einer ganzen Serie von Arbeiten entstehen am Computer Panoramen. Es sind 360 Grad Aufnahmen eines Platzes oder eines Gebäudes. Hierbei ist die ganze Rundumschau auf einer einzigen ebenen Bildfläche vereint. Christof Martin hat mir hierzu folgendes erläutert:
„Ich suche das Synchrone in den Aufnahmen – den Ausgleich von der Bildmitte her, 360 x 180 Grad Panoramen, die ich am PC gestalte. Stets verformt, damit es Synchron ist – exakt gespiegelt. Ziel ist Balance und Gleichgewicht.“ Ausgleich und Symmetrie ordnet, schafft in unserer Psyche ein Wohlbehagen, wird als schön empfunden. Auf diese Weise verwandelt Christof Martin sogar hässliche Allerweltsmotive in faszinierende Bildsujets. Durch die Bearbeitung erhalten manche Bilder zudem einen hohen Grad an Abstraktion. Mit Kamera und Bildbearbeitungsprogramm zaubert er eine ganz unerwartete Schönheit in seine Urban Spaces. –